Pressemeldung vom 16.10.2024 Umsatzentwicklung der Gablonzer Industrie ========================================= Umsatzentwicklung der Gablonzer Industrie für das Jahr 2023 weist einen Rückgang in Höhe von -5,6% aus. Dieser Wert wird vor allem durch den deutlichen Umsatzrückgang im Geschäftsfeld Technik verursacht, der durch ein leichtes Umsatzplus im Geschäftsfeld Schmuck nicht ausgeglichen werden kann. Das Ergebnis hat viele Ursachen und ist nach unserer Einschätzung das Resultat sowohl unternehmensspezifischer als auch allgemeinwirtschaftlicher Entwicklungen: Die deutsche Wirtschaft hat im letzten Jahr eine Abschwächung erlebt, die sich insbesondere in der Industrieproduktion bemerkbar macht. Deutschland ist stark abhängig von internationalen Lieferketten und Exporten – und das gilt auch für die Unternehmen der Gablonzer Industrie. Die weltwirtschaftliche Unsicherheit durch Handelskonflikte und Kriege hat die Nachfrage in wichtigen Exportmärkten geschwächt. Die internationalen Krisen verursachen Lieferengpässe bei Rohstoffen und Halbfabrikaten, was zu Produktionsausfällen führt. Diese Umstände belasten insbesondere unsere exportorientierten Kunden. Das führt zu sinkender Nachfrage in den betroffenen Branchen nach Zulieferteilen, Oberflächenveredelungen und Komponenten aus unseren Betrieben. Neben den globalen Faktoren sind es aber vor allem nationale Gründe, die unsere Firmen belasten und ausbremsen. Ich möchte hier nur die schleppende Umsetzung der Energiewende, fehlende Verlässlichkeit der Politik und nicht zuletzt die stetig zunehmende Bürokratie als erhebliche Hemmnisse für eine dynamische Wirtschaftsentwicklung nennen. Gerade diesen letzten Punkt habe ich bei den Besuchen der Politik sehr deutlich angesprochen. Es kann also nicht verwundern, wenn unsere Mitgliedsunternehmen das zurückliegende Jahr im Durchschnitt mit einem spürbaren Minus abschließen mussten. Die glas-, kunststoff- und metallverarbeitenden Betriebe sind stark von Rohstoff- und Energiekosten abhängig. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs sind die Preise für Energie (Gas und Strom) sowie für Rohstoffe wie Metalle signifikant gestiegen. Dies führte zu höheren Produktionskosten, was die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen mindert und potenziell zu einem Rückgang der Aufträge führt, wenn die erhöhten Kosten nicht an Kunden weitergegeben werden können. Dies ist besonders im Geschäftsfeld Schmuck zu spüren, weil die Märkte die gestiegenen Herstellungspreise für die Waren nicht mehr annehmen. Aber auch im Geschäftsfeld Technik erwachsen aus dieser Situation erhebliche Probleme, weil die global aufgestellten Großkunden Kostensteigerungen nur in begrenztem Umfang akzeptieren. Darüber hinaus wird die Einhaltung von immer mehr Vorschriften eingefordert. Grenzwerte von Materialien wie Nickel, Blei oder Cadmium, die in Modeschmuck Verwendung finden könnten, unterliegen strengen Regulierungen. Wir müssen als deutsche Unternehmer sicherstellen, dass unsere Produkte diesen Vorschriften entsprechen, was zusätzliche Kosten für Prüfungen und Zertifizierungen verursacht. Die Beschaffung von Rohstoffen, die den europäischen Umwelt- und Sicherheitsstandards entsprechen, ist in der Regel teurer und aufwendiger als die Verwendung nicht konformer Materialien, die häufig in außereuropäischen Ländern verwendet werden. Diese Vorschriften schränken unsere Flexibilität ein, während unsere Produkte mit importierten Waren aus Asien konkurrieren. Diese asiatischen Billigimporte werden nur selten geprüft, machen aber nach meinem Eindruck nahezu alle festgestellten Verstöße aus. Es kann also nicht verwundern, dass die Erhebung für das Jahr 2023 einen Umsatzrückgang ausweist. Die Herausforderungen und Belastungen unserer Unternehmen haben oft ihren Ursprung außerhalb unserer Einflusssphären. Das entbindet uns jedoch nicht von der Pflicht uns diesen Aufgaben zu stellen. Die Auswertung macht deutlich, dass die Gablonzer Industrie auf vielfältige Art mit der allgemeinen Konjunktur verwoben ist und deshalb enge Wechselwirkungen bestehen. Unsere Erhebung zeigt außerdem, dass die wirtschaftliche Situation in den Unternehmen sehr individuell ist. Insofern sind aus unserer Auswertung keine Rückschlüsse auf einzelne Unternehmen möglich und unsere Zahlen sagen nichts über die Ertragslage unserer Mitglieder aus.